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Mittwoch, 23. Oktober 2013

Junge Frau sein

Rollenentwürfe in der ZEIT
 

 Niki Luh – so nannte ihn mein ehemaliger Prof immer gern und liebevoll - sagte einmal sehr treffend über die Medien „Was wir über die Welt wissen, wissen wir aus den Medien“. So erstaunten und berührten mich die beiden Artikel, die am 02. Oktober in der ZEIT erscheinen, über die Frauendebatte. 

http://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AKramskoy_Portrait_of_a_Woman.jpg
Die Unbekannte von I.N. Kramskoi Bildquelle wikipedia
Auf der linken Seite die Überschrift „Mädel oder Mutti“. Der dazugehörige Teaser: „Die Rollenbilder für Frauen in Medien und Politik sind so eng wie schon lange nicht mehr. Wirklich aufregende Entwürfe einer neuen Weiblichkeit fehlen noch." Auf der rechten Seite derselben Zeitung dann der Versuch eines Entwurfs mit „Botin der Zukunft“. Der Teaser zu diesem Medienbild der Frau lautete: „Das Medienbild der jungen Frau steht nicht für Weiblichkeit, sondern für Jugend. Sie ist die Expertin für alles, was die Alten fürchten oder nicht mehr verstehen wollen.“

Iris Radisch, 54, „Mädel oder Mutti“-Autorin vermisst dabei den furchtlosen (vielleicht auch fruchtlosen!) weiblichen Selbstentwurf. Während Nina Pauer, 31, das Tagebuch einer Immigrantin öffnet, die sich selbst aus einem fernen, genauer gesagt dem digitalen Land, kommend beschreibt. 

Soll es das etwa schon gewesen sein?
Eine Woche früher, am 26. September stand da noch die These, von Thomas E. Schmidt in der ZEIT: „…die Junge Frau ist noch undefiniert, eine Summe aller Möglichkeiten und ohne eigene Geschichte." Sie sei weder fürsorglich, noch packe sie Familie und Beruf unter einen Hut. Auch müsse sie sich nicht, in Form von (staatlicher) Programme subventionieren lassen. 

Schmidt stellt fest, dass sie zumindest reden kann. Sie kann aufklären über Missstände und ihre eigenen, missverstandenen Lebenswelten und sie zeigt sich kämpferisch gegenüber kulturellen Erwartungen oder Verhaltensmuster.
Ich glaube Junge Frauen sind das und noch mehr: Sie haben tiefe Werte von denen sie berichten. Sie sind selbstbewusst und setzen ihre Ideen die sie von sich und ihrer Arbeitswelt haben, in die Tat um. Auch die Art der Arbeit wird grundsätzlich in Frage gestellt. Es geht ganz oft um Sinnstiftendes, Gegenökonomisches, Ökologie und Chancengerechtigkeit; kurzum Achtsamkeit.

Ich gehe mit Schmidt mit, wenn er feststellt die Junge Frau steht für „Autonomie und Freiheit, für moralische Integrität – nicht selten verbunden mit einem Engagement für den Tierschutz, Vegetarismus, Rauchfreiheit oder gesundes Essen.“

Aber bitte Junge Frau sei nicht nur Digitale Native. Das ist eine absolut beschränkende Sicht auf Dich und Deine Fähigkeiten. Auch die fürsorgliche Kümmerin wird Dir nicht gerecht. Ich freue mich auf weitere Rollenentwurfsversuche, liebe ZEIT!
Eure Christin




Quelle:
Luhmann, N. (1996): Die Realität der Massenmedien. 2., erweiterte Auflage. Opladen: Westdeutscher Verlag.
 

Bildquelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AKramskoy_Portrait_of_a_Woman.jpg

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